Home Allgemein {Rezension} Patrick Ness – Sieben Minuten nach Mitternacht

{Rezension} Patrick Ness – Sieben Minuten nach Mitternacht

by Lena G.
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„Was willst du von mir?“, fragte Conor.
Das Monster presste sein Gesicht gegen die Scheibe.
Es geht nicht darum, was ich von dir will, Conor O´Malley. Es geht darum, was du von mir willst.
„Ich will gar nichts von dir“, sagte Conor.
Noch nicht, sagte das Monster, Aber das wird sich bald ändern.
(Zitat Seite 40)

Manchmal fällt es unsäglich schwer, einen geliebten Menschen loszulassen. Manchmal fällt es unsäglich schwer, über das zu reden, was uns am meisten bedrückt. Und manchmal sind wir gerade in unserem tiefsten Leid mutterseelenallein. Es ist sieben Minuten nach Mitternacht. Wie jede Nacht erwartet Conor bange den Alptraum, der ihn quält, seit seine Mutter unheilbar an Krebs erkrankt ist. Doch diese Nacht klopft etwas an sein Fenster und ruft seinen Namen: ein Wesen, das uralt ist und wild und weise – und das wie niemand sonst Conors Seele und seine geheimsten Ängste kennt. Von da an kommt das Wesen Nacht für Nacht, und allmählich begreift Conor, dass es der einzige Freund ist, der ihm in den schwersten Stunden seines Lebens zur Seite steht. Denn Conor wird zerrissen von der einen Frage, die er sich nicht zu denken und nicht auszusprechen wagt. Der Frage, ob er seine Mutter, die er über alles liebt, loslassen darf? Ob er sie nicht gar loslassen muss, um selbst nicht verloren zu sein?

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Wir müssen die, die wir lieben, manchmal gehen lassen, um sie im Herzen zu behalten

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Im Vorfeld habe ich schon sehr viel über dieses außergewöhnliche Buch gelesen und wusste in etwa, worauf ich mich einlasse. Wusste, dass der Autor Patrick Ness gebeten wurde, dieses Buch im Namen von Siobhan Dowd zu vollenden. Sie hatte schon die Figuren und ein detailliertes Exposé erstellt, doch eines fehlt ihr –  Zeit. Im Alter von gerade mal 47 Jahren erlag sie dem Krebs.
Obwohl ich das alles schon wusste, hat mich die Einleitung von Patrick Ness erneut unglaublich traurig gemacht. Und es ist diese traurige Stimmung, die die gesamte Geschichte überdeckt.

In “Sieben Minuten nach Mitternacht” geht es um Conor. Conor ist anderes. Er ist nicht cool, spielt kein Fußball und er trifft sich nicht mit Freunden, wenn er denn überhaupt welche hätte. Stattdessen putzt er die Wohnung, kocht essen und bringt den Müll raus. Denn seine Mutter ist schwer krank und muss sich von kräftezehrenden Behandlungen erholen. Sein Leben ist ein einziger Spießrutenlauf. Dass er in der Schule fürchterlich gehänselt wird, ist schon schlimm genug. Doch noch schlimmer ist die Tatsache, dass er ins Haus seiner verhassten Großmutter ziehen muss.

Das Monster, welches ihm immer um 00:07 erscheint, wird sein bester Freund. Es erzählt ihm drei Geschichten, die nicht nur Conor, sondern auch dem Leser verwirrend und sinnlos erscheinen. Was will das Monster mit diesen Geschichten bewirken? Was will es Conor zwischen den Zeilen vermitteln?

Erst zum Ende hin geben die drei Geschichten des Monsters Sinn. Und nicht nur Conor´s Verzweiflung löst sich in Tränen auf, sondern auch ich brach in Tränen aus.

Dieses Buch ist wirklich außergewöhnlich und schwer zu beschreiben, geschweige denn zu bewerten. Es ist anders. Als Leser muss man den Jungen Conor, der soviel Leid erfahren muss, einfach ins Herz schließen. Man spürt, wie der anfangs in sich gekehrte und verschlossene Conor sich zum Ende hin öffnet und dem Unausweichlichem in die Augen schaut. Seinem wahren Albraum.

Der gefühlvolle Schreibstil, die traurige Geschichte, die Tatsache, das die Idee von einer bereits verstorbenen Autorin stammt, machen dieses Buch so besonders. Die Illustrationen von Jim Kay setzten dem Ganzen noch einmal die Krone auf. Diese Bilder scheinen beim ersten Durchblättern unscheinbar – waren für mich einfach nur schwarz. Doch beim Lesen verharrte ich genau bei diesen Zeichnungen und bekam einen Kloß im Hals, der bis zum Ende nicht verschwinden sollte.

Allerdings zweifel ich daran, ob die bedrückende Geschichte für junge Leser, die das Schicksal von Conor teilen, hilfreich ist. Denn die Geschichte ist nicht ermunternd oder aufbauend, vielmehr ist sie bedrückend und trist. Sie macht nachdenklich und traurig. Man begreift zwar, wie wichtig es ist, geliebte Menschen gehen zu lassen, doch das hilft den Menschen denen dieses Leid widerfährt, meiner Meinung nicht weiter.

Fazit
Eine sehr einfühlsame und bedrückende Geschichte, die mich, besonders im Zusammenspiel mit den vielschichtigen Illustrationen, sehr nachdenklich zurücklässt.

Bibliografie

216 Seiten
Originaltitel: A Monster Calls
Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3442312801
Verlag: Goldmann
Leseprobe

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