Das, was ich in mir trage und an die Oberfläche drängt, sosehr ich auch versuche, es zu ersticken, hat nichts damit zu tun, das ich meinem früheren Leben hinterhertrauere. […]
Wenn Joe mich so völlig in Beschlag nimmt und ich die Grenzen meiner Belastbarkeit immer wieder überschreite, dann fantasiere ich manchmal, ihn an jemanden abzugeben […] Manchmal habe ich noch viel schlimmere Fantasien.
Als ich letzte Nacht wieder ständig wach lag, dachte ich nicht nur, dass ich es beenden wollte, sondern stellte mir auch das Wie vor.
Wie ich dem Ganzen ein Ende bereiten wollte.
Mir.
Und ihm.
(Zitat aus „Ich will schlafen“ – Seite 125/126)
Zum Inhalt
Rachel ist Anfang dreißig und steht vor dem größten Abenteuer ihres Lebens: Sie ist schwanger und freut sich sehr auf ihre kleine „Bohne“.
Doch als ihr Sohn Joseph zur Welt kommt scheint nichts annähernd so zu sein, wie sie es sich immer vorgestellt hat. Ihr Traum wird zum Albtraum.
Der Grund: Joe schläft nicht. Das Kind treibt die erschöpfte und maßlos überforderte Rachel an den Rand des Wahnsinns. Obwohl sie für Joe eine tiefe Liebe empfindet, fragt sie sich wie weit sie zu gehen bereit ist, um ihn zum schlafen zu bringen…
Meine Meinung
Im zentralen Mittelpunkt des Buches stehen die sogenannten „Babyblues“. Ein wirklich sehr interessantes und tiefgründiges Thema. Es gibt viele Frauen denen es nach der Geburt unmöglich ist, Liebe für ihre Babys zu empfinden. Ich persönlich kann mich glücklich schätzen nicht zu diesen Frauen zu gehören und ihr trauriges Schicksal berührt mich sehr.
Der Protagonistin Rachel geschieht genau das, wovor sich viele werdende Mütter fürchten.
Nach einem One-Night-Stand mit ihrem Ex-Freund wird sie schwanger und trifft die mutige Entscheidung das Baby alleine großzuziehen. Doch mit dem Baby kommen auch die Babyblues. Sie ist gnadenlos überfordert und kommt, durch ihre Erschöpfung, auf solch absurde Gedanken, dass ich mich die ganze Zeit über gefragt habe, ob sie wirklich unter einem postnatalen Trauma leidet oder komplett geistesgestört ist. Denn das was sie macht, war für mich überhaupt nicht nachvollziehbar. Vielleicht liegt es daran, das ich eben nicht unter solch einem Trauma gelitten habe, aber das was sie denkt und tut, geht mir entschieden zu weit. Am liebsten hätte ich ihr das Kind aus den Armen gerissen. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen dass sich erkrankte Mütter nur annähernd so verhalten wie Rachel. Ich mag nicht zu viel verraten, ich nehme jetzt ein Beispiel und sage nur K.O. Tropfen!
Meiner Meinung nach hat die Autorin den Bogen überspannt und konnte mich letztendlich nicht mit ihrem Buch überzeugen. Am liebsten würde ich diesem Buch nur einen Stern geben doch ich muss zugeben dass Helen Walsh einen sehr angenehmen Erzählstil hat und ich mich beim Lesen nicht gelangweilt habe. Das Thema hingegen ist meiner Meinung nach nicht authentisch genug umgesetzt worden und wirkt auf mich stark überzogen.
Fazit
Ich bin entsetzt!
Charlotte Roche findet dieses Buch realistisch, knallhart und grandios. Aber der Geschmack von Frau Roche ist ja bekanntlich nicht jedermanns Sache.
Bewertung
♥♥♥♥♥
- 320 Seiten
- Einzelband
- Originaltitel: Go to Sleep
- ISBN: 978-3462043808
- Verlag: Kiepenheuer & Witsch → Leseprobe
- → mehr Informationen zum Buch
Ich bedanke mich für dieses Rezensionsexemplar ganz herzlich bei